Old Love

Feature Film, 2001, Venice Film Festival.

A zero film and Jan Schütte production in conjunction with Matthias Film, WDR, MadCap Film. With the support of Filmboard Berlin Brandenburg.

Film still

Story

Harry Bendiner, a jewish pensioner, lives lonesome in his apartment in Miami Beach. When his new neighbor Ethel, an agile mid-fifty knocks at his door, his lonesome life changes. Harry experiences an unexpected old love in only a single day. After an entertaining afternoon with Ethel in her apartment he returns to his flat – barely able to believe his luck. The next morning an occupant of the house wakes him up with surprising news …

This beautiful film tells the quiet and unsentimental story of loneliness and emptyness in age and of a tender – though tragic – love. Old love is based on the short story with the same name by the American author and Nobel prize winner Insaac Bashevis Singer. Many of his stories play in the Jewish world of New York or Florida and tell of love, adventure and catastrophes in age. Singer writes, “the love of old or mid-aged people, is a topic which takes more and more space in my work. In literature old people and their feelings have been neglected. The novel writers have never told us, that in love, as well in other areas, the young ones are only beginners and that the art of loving matures with age and experience.”

Jan Schütte about OLD LOVE

Isaac Bashevis Singer writes: “The only hope of mankind is love in every form and expression – the love for life is the source of all love, which, as we know grows and matures by the years.” OLD LOVE is probably his most beautiful short story, which tells us in puree simple form about the essence of life. It was for all of us a matter of heart to make a film from this story.

Crew

  • Regie & Buch / Jan Schütte
  • Casting / Heidi Lewitt, Leah Buono
  • Kamera / Chris Squires
  • Ton / Leonel Pedraza
  • Sound / out of silence
  • Musik / Jan Schade
  • Produktion / Martin Hagemann, Jan Schütte, W. Wilder Knight II, Friedemann Schuchardt, Joachim von Mengershausen
  • Co-Produktion / Matthias Film

Cast

  • Harry Bendiner / Otto Tausig
  • Ethel Brockeles / Tovah Feldshuh
  • Putzfrau / Gina Belafonte
  • Nachbarin / Lily Schmuck
  • Hausmeisterin / Ray Clemente Rodriguez

Kritik, Hans-Dieter Seidel, FAZ

Kinoliebe in Zeiten der Atemnot

Ein Vorfilm zum Hauptfilm – wie lange ist das her in deutschen Kinos? Eine halbe Ewigkeit. Einzig bei Festivals gibt es die Programmpaarung noch, zum Beispiel bei den Hofer Filmtagen, wo im vergangenen Herbst Jan Schüttes Kurzfilm OLD LOVE der wunderzarten Altersliebesgeschichte INNOCENCE von Paul Cox vorangestellt wurde und die Koinzidenz des Erzählten einen solchen Anklang beim Publikum hervorrief, daß zum deutschen Filmstart von INNOCENCE in ausgewählten Kinos von Berlin und Hamburg, Frankfurt, Stuttgart, Ludwigsburg und München Schüttes Kurzfilm wieder die thematische Einstimmung versuchen darf.

Geldsorgen hat der jüdische Pensionär Harry Bendiner, der es sich in seinem Apartment von Miami Beach mit Ausblick weit hinaus übers Wasser komfortabel eingerichtet hat, nicht im mindesten. Aber wie vereinsamt, nur in Selbstgesprächen um die von Schlaflosigkeit erschütterte eigene Existenz kreisend, er die Tage und Nächte vorüberziehen läßt, wird ihm erst in dem Moment bewußt, als sich eine neue Nachbarin, Ethel Brokeles, vorstellt.

Daß die Vormieterin schon fünf Monate zuvor gestorben ist, Harry nahm es nicht einmal wahr. Und nun sitzt eine scheinbar lebensfrohe, auf angenehm einladende Weise muntere Endfünfzigerin dem Witwer gegenüber, lockt ihn spontan aus seiner Eigenbrötelei und weckt in ihm unversehens den Wunsch, seine gut achtzig Jahre überspielen zu wollen. Auch sie ist verwitwet, aber sie scheint einen Weg gefunden zu haben, von ihrer Trauer nicht überwältigt zu werden. Die Euphorie aber hält nur einen Nachmittag. So unvermutet Ethel bei Harry auftauchte, so endgültig entzieht sie sich ihm wieder. Doch die paar Stunden, in denen Harry versandeter Gefühle gewahr wurde, mögen genügen, das Gehäuse aufzubrechen, in das er sich innerlich eingeschlossen hatte.

In fünfundzwanzig Minuten entsteht eine Miniatur von Liebe und Vergänglichkeit, bei der die geschmeidige Eleganz der Inszenierung Jan Schüttes nur ein Ziel kennt: sich allein auf die Personen zu konzentrieren und alle störenden Einflüsse von außen wegzublenden. Daß die Gefahr melodramatischer Rührung vollkommen unterlaufen wird, liegt aber ebenso an den Schauspielern: Wie fein Otto Tausig den Sarkasmus in der Zwiesprache Harrys mit sich selbst dosiert, wie jäh Tovah Feldshuh als Ethel gerade über den Anschein der Selbstsicherheit strauchelt, das ist Charakterkunde, wie sie die kleine Form wahrhaftiger nicht spielen kann.

OLD LOVE basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Issak Bashevis Singer. »In der Literatur sind alte Menschen und ihre Gefühle vernachlässigt worden«, sagt der amerikanische Nobelpreisträger. »Die Romanschriftsteller haben uns niemals gesagt, daß in der Liebe, wie auf anderen Gebieten, die Jungen erst Anfänger sind und daß die Kunst des Liebens mit dem Alter und der Erfahrung reift. (…)«

Kritik, Kerstin Decker, DER TAGESSPIEGEL

»Jan Schütte hat in Amerika einen kurzen, großen Film über die späte Liebe eines jüdischen Pensionärs gedreht – OLD LOVE, nach einer Idee von Isaac B. Singer. Hier scheint das Leben noch einmal auf – wie ein Wetterleuchten über Miami Beach. Einen Abend lang trägt Harry Bendiner (der wunderbare Otto Tausig) es im Gesicht. Denn am genauesten spürt man den Sturm im stillen Augenblick davor.«